Bahn
Ja, hier stehe ich nun. Mist, der Zug ist ausgefallen. Eine Stunde Wartezeit bis es mit dem nächsten Zug weitergeht. Ich werde verspätet auf der Arbeit ankommen. Und das gerade heute, wo wichtige Termine anstehen.
Ich stampfe wie Rumpelstilzchen mit dem Fuß auf dem Bahnsteig auf. Mache meiner Verzweifelung und Wut erst einmal kurz Luft.
Sodann atme ich tief in meinen Bauch hinein, halte kurz die Luft an und atme ganz lang durch meinen gespitzten Mund wieder aus. Wiederhole dies noch zweimal. Und fertig!
Denke über einen Perspektivwechsel nach.
Es ist, wie es ist!
Habe eine Stunde Zeit!
Was mache ich mit dieser einen Stunde auf dem Bahnsteig bzw. im Bahnhofsgebäude?
Schaue nach rechts und links. Sehe ein kleines Café und gehe hinein. Setze mich an einen Tisch und schaue durch die Fenster nach draußen. Beobachte die Menschen, wie sie aneinander vorbeigehen. Schnell, ihren Aufgaben nachgehen.
Doch ich sitze hier inzwischen vor meinem Cappuccino mit einem Stück Kuchen. Genüsslich nehme ich den ersten Schluck und genieße die warme Flüssigkeit in meinem Mund. Beim Herunterschlucken breitet sich ein leichtes Lächeln auf meinem Gesicht aus. Nun nehme ich meine Gabel, ziehe sie durch mein Kuchenstück und bin glücklich. Stelle mir vor, dass ich in einem Café in Paris sitze. Sehe den Eiffelturm vor meinem inneren Auge und spüre die französische Gelassenheit.

Was für ein wundervoller Moment. Die Sonne scheint und ihre wärmenden Strahlen spüre ich auf meiner Haut.
Und ganz plötzlich ist die Zeit verstrichen, der Zug fährt gerade ein. Ich stehe schnell auf und laufe ihm leichtfüßig entgegen. Sitze im Zugabteil, lächele und fühle mich soooo entspannt.
Was für eine schöne Stunde dies doch war.
Geist – Körper – Psyche in der Balance.