Gedankenkarussell

 

Die Problemebene

Ein Abend – der letzte Tag im Februar – an dem mir Folgendes passierte.
19.00 Uhr, ich befand mich an meinem Arbeitsplatz und beschloss in den Feierabend zu gehen. Packte meine Sachen im Büro zusammen und zog meine Jacke an. Mein Rucksack befand sich im Schrank. Zog meine Jacke wieder aus, ging zur Toilette, kam zurück.
Ich hing meinen Gedanken nach.
Zog meine Jacke wieder an, nahm meine Einkäufe vom Mittag (Milch / restliches Essen aus dem Restaurant) und stempelte aus.
Die Eingangstür flog ins Schloss.
Ich schaute in den dunkelen Himmel.
Es war kalt im Außen.

Doch wo war mein Rucksack?

Ganz langsam dämmerte es mir.
Diesen hatte ich im Schrank vergessen!

Ins Büro gelangte ich nicht mehr.
Die Eingangstür verfügt über eine Zentralsteuerung.
Das Haus des Arbeitgebers lag im Dunkeln.
Ich war die letzte Mitarbeiterin, die ihren Arbeitsplatz an diesem Abend verließ.
Den Hausmeister erreichte ich nicht.
Ich ging um das Haus herum, ob vielleicht doch noch jemand sichtbar war.
N e i n – auswegslose Situation.
Meine Wohnung nicht in dieser Stadt.

Ich stand im Dunkeln und spürte langsam wie sich die Kälte in meinem Körper ausbreitete.
Ich verfügte über keine finanziellen Mittel, keine Kreditkarten, keinen Auto- und Wohnungsschlüssel, keinen Ausweis, war ohne Führerschein und das Smartphone mit sämtlichen Telefonnummern von Freunden war auch nicht greifbar.

Freunde spontan und gehend zu erreichen – nicht sinnvoll. Vielleicht waren sie nicht zu Hause oder es war zum Gehen zu weit.
Inzwischen war es 19.30 Uhr und mir war sehr kalt.
Was jetzt?

 

 

Lösungsebene

Ich blieb erst einmal ganz ruhig!
Einatmen – kurz den Atem halten – und ganz langsam durch meinen leicht geöffneten Mund wieder ausatmen.
Dies einige Male wiederholend.
Und ganz wichtig, diese Situation akzeptieren.
Was ist, das ist!!!

Mein Kopf begab sich danach in den Überlegungsmodus.
Doch ich hörte auf mein Bauchgefühl – hörte in mich hinein.
Hier fand sich die Lösung!!!

Ich benötigte ein Hotel.
Spontan setzte ich mich in Bewegung.
Ich suchte den Marktplatz auf und ging schnurstracks ins Hotel.
Ja, es war mir klar, dass ich über keine finanziellen Mittel verfügte.

Ging zur Rezeption und schilderte mein Anliegen.
Erzählte meine Geschichte.
Ich hatte Glück.
Mein letzter Aufenthalt in diesem Hotel lag noch nicht weit zurück. Ich war noch im Computer gelistet.
Zimmer 504 – da lag meine Zimmerkarte vor mir auf dem Tresen.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.

Super, was für ein schönes und geräumiges Zimmer. Einen direkten Blick auf den erleuchteten Marktplatz.

Jetzt merkte ich erst, wie sehr mein Körper auf das Geschehene reagierte.
Mein Magen meldete sich und forderte beglückt zu werden.

Nun, ich trug mein restliches Restaurantmenü bei mir. Kaltes Essen? Nein, nicht wirklich.
Es kam mir die Idee, mit dem restlichen Essen das Restaurant aufzusuchen.
Gedacht und umgesetzt.

Im Restaurant gab ich eine Kurzversion vom Geschehenen zum Besten, erhielt einen Tisch, das Essen wurde wieder erwärmt und ich aß.
Ja, die Bedienung konnte sich an mich erinnern.
Ein Getränk erhielt ich noch hinzu.
Danke!

Wie gut dies tat. Dieses Umsorgt werden.

Langsam breitete sich in meinem Körper Wärme aus. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Ich fühlte mich so richtig gut!

Zurück im Hotel nahm ich an der Bar noch einen Cocktail und ging auf mein Zimmer.

Notdürftig die Kleidung etwas durchgewaschen, Heizung zum Trocknen aufgedreht.

Im Bett liegend Dankbarkeit spürend und glücklich ins Land der Träume geglitten.

Mit den ersten Sonnenstrahlen erwacht, ging es zum Frühstück.

Danach gehend ins Büro, Rucksack geholt, zum Hotel und in Zimmer 504 zurück.
Einige Fotos zum Andenken.

Dann zur Rezeption, Rechnung beglichen, ein herzliches Danke für diese Unterstützung und Fürsorge.

Auf dem Weg zur Arbeit war ich touristisch unterwegs.
Mit meinem Smartphone hielt ich meine Eindrücke für später fest.
Die Luft klar, der Himmel blau, ein neuer Tag.

Fröhlich und leicht erreichte ich heute zum zweiten Mal an diesem Tag meinen Arbeitsplatz.